Brechreizerregende Idylle ;)

Gestern waren wir also auf unserer Radtour. Ungefähr 5 Stunden waren wir unterwegs, da sind aber auch ein ausgedehntes Päuschen im Biergarten und diverse Zwischenstopps an Brunnen und Bänken zur Abkühlung/Erholung inbegriffen. Der Plan, in nicht so bergiger Gegend zu fahren, hatte sich dann auch erledigt. Spätestens, als wir mitten in den Weinbergen landeten. Ich glaube, man hat mich bis Heidelberg fluchen hören. ;)
Unsere völlig unverplante Tour führte uns ins benachbarte Remstal, wo wir einige Dörfer passierten, wo die Großstadt meilenweit entfernt zu sein scheint (aber doch so nah ist), wo es Landwirtschaft noch und nöcher gibt, wo man sich vorkommt wie im Schlaraffenland vor lauter Obst- und Gemüsefeldern…
Kennt ihr „Rehleinfilme“? Diese Heimatfilme, in denen man fast das Kotzen kriegt vor lauter Idylle? Wo Rasen und Bäume grüner sind als sonstwo, es an jeder Ecke glückliche Tiere gibt, jedes Haus aussieht wie gemalt, überall freundlich lächelnde Menschen aufkreuzen. Leute, im Ernst, ich befand mich gestern in einem Rehleinfilm. Nur meine Wenigkeit störte ein wenig dieses perfekte Bild, glaube ich (schwitzend, keuchend, fluchend – wie das eben so ist, wenn ein Flachlandkind mit dem Rad über BERGE gescheucht wird).

Remstal

Und wie gesagt, wir kamen uns vor wie im Schlaraffenland. Nur, dass man den Obstbauern ja nicht einfach ihre Ernte klauen darf. Dieser Aspekt hatte mich sehr frustriert, als wir auf einer Bank ein Päuschen machten und ich den PERFEKTEN Apfel bemerkte. Ganz oben am Baum. Nun, selbst wenn wir ihn hätten klauen wollen, wir wären nicht rangekommen. Nicht mal mein riesiger Freund. Wozu ist man eigentlich so groß, wenn man nicht mal ohne Leiter einen Apfel pflücken kann?! Nun ja, letztendlich fiel vor meiner Nase ein anderer, auch recht hübscher Apfel von diesem Baum. Den hab ich dann mal mitgenommen, ihn quasi vorm Verfaulen bewahrt. Das ist doch nobel, oder? Das ist doch dann kein „Mundraub“, nicht?! Ich meine, wäre er vor Ort gewesen, ich hätte dem Besitzer auch 1€ gezahlt. Dann hätte ich aber jenen perfekten Apfel von ganz oben noch dazu gewollt!

Der perfekte Apfel

Was also auch auffält: Kaum ein Obst-/Gemüsebauer hatte einen Zaun um seine Felder. Hier rechnet man offenbar gar nicht damit, dass irgendwer mal zugreift. Es scheint hier ausschließlich ehrliche, freundliche, lächelnde Menschen zu geben. Und ein natürliches Urvertrauen in das Gute im Menschen. Ich sag ja, Rehleinfilm.

Kurz vorm Ziel, nachdem wir viel geradelt waren, geschwitzt hatten, und unsere Gesichter sich mit knallroten, sonnenverbrannten Nasen schmückten, kreuzte ein Brunnen unseren Weg. Also Füße rein und ausdampfen.

Abkühlung am Brunnen

Das war ein abkühlender Segen, der mich die letzten Kilometer nach Hause begleitet von Jubelschreien fahren ließ. Das Jubeln könnte aber auch daran gelegen haben, dass es plötzlich richtig steil bergab ging und ich quasi ca. 50km/h OHNE das Zutun von Muskelkraft fuhr. Gott, war DAS geil! Allein dafür hat sich dieser Ausflug gelohnt. Und für die Pferdchen. Und den Ausblick. Und die Berge, den Apfel, das Grün, die freundlichen Menschen… Ja, verdammt, ich STEH auf brechreizerregende Idylle!!

38 Gedanken zu „Brechreizerregende Idylle ;)

  1. Schöööön! :yes: Sowas muss auch mal sein, einfach rauskommen und weg von der Stadt…

    Rehleinfilm :)) Damit wurde ich als Kind immer gequält, an jedem verdammten Sonntag, und danach wurde ich einmal quer durch die „Idylle“ um unseren Ort geschleift („Spaziergang“ nannten meine Oma und meine Mama das immer :crazy:). Aber irgendwie war das auch schön :.

    • ich musste mir solche filme nie angucken. papa steht auf raumschiffzeugs und so, mutti guckt gar kein fernsehen und oma und opa haben immer krimi geguckt. und tagesschau. du siehst, weit entfernt von rehlein. ;D

      • Sei froh…so kannst du das heute wenigstens noch genießen! Ich wurde damit überstrapaziert, Reizüberflutung kann man das schon nennen, oder eher FOLTER. Mein Papa mochte nur so Polit-Sendungen, Mama stand auf Heimatfilme und meine Oma folterte mich mit der Schwarzwaldklinik. Dazu im wöchentlichen Wechsel jeden Samstag abend „Wetten, dass…?“ und der jute alte Musikantenstadl. Dass aus mir doch noch was geworden ist, ist ein echtes Wunder!

  2. Das erinnert mich verdammt an mein letztes Wochenende, nur dass ich da zu Fuß (in Flipflops) die Berge raufgekraxelt bin. Zumindest waren das für mich Berge, auch wenn es vielleicht grad mal Höhenunterschiede von 50 Metern waren… Aber dafür auch so eine schöne Aussicht, die das dann alles wieder wettmacht.

    • ja, es war ja auch toll anzuschauen und die ganze anstrengung wert. aber in dem moment bin ich schier ausgerastet, weil es so ätzend war und es eigentlich NUR steigung gab. gna! ;)

  3. Da kann man doch aber bestimmt auch mit dem Auto lag fahren – oder ? Ich mag so ne Idylle nämlich nur, wenn ich mich dafür nicht anstrengen muß :oops:
    Tolle Bilder hast Du gemacht !

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