Vor einiger Zeit las ich die Buchempfehlung einer Bloggerin irgendwo in den Weiten des WWW und entschied spontan, mir das Buch zu kaufen. Ich lese viel Mord und Totschlag und habe manchmal, aber nur manchmal das Bedürfnis nach kurzweiliger, fröhlicher, lustiger Literatur. Nur nichts zum Grübeln oder gar Heulen. Diese Geschichte interessierte mich allein deshalb, weil sie hauptsächlich in einem Amt spielt. Ich kenne die Art der Vorgänge und Abläufe auf Ämtern ziemlich gut und war gespannt, wie man das Amt in dem Buch darstellen würde. Und den Beamten, der die Hauptrolle innehat. Dieser arbeitet seit über 30 Jahren in seiner Position und das sehr gewissenhaft und starr nach Vorschrift. Doch nicht nur das: Er lebt auch in diesem Amt. Ja, richtig, inklusive schlafen, essen, waschen. Er hat sein Zuhause seit über 30 Jahren nicht mehr verlassen, und zwar absolut unbemerkt. Plötzlich wird aber sein ganzes Dasein durcheinandergebracht, weil da dieser eine Antrag ist, der erstens nicht existiert und zweitens auch noch nichts beantragt. Nichts! Ein Fetzen Papier verändert das seltsame Leben dieses seltsamen Mannes auf eine ganz bezaubernde Art und Weise.
Und dann plötzlich verflucht man die Person, die einem das Buch empfohlen hat. Nämlich in dem Moment, in dem man abends im Bett liegt, völlig unbedarft liest und plötzlich merkt, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Man versucht, sich zusammenzureißen, aber irgendwann kann man nicht mehr anders und heult und heult und heult. Mit dem Lesen aufhören kann man dann natürlich nicht, denn noch so eine Nacht erträgt man nicht, wenn man morgens um 5 aufstehen muss. Also bringt man es heulend zu Ende und findet es schön und schrecklich zugleich und fängt dann mitten in der Nacht noch schnell ein neues, neutrales Buch an, damit man auf andere Gedanken kommt, die einen nicht am Einschlafen hindern. Tja, es hat schon seinen Grund, warum ich ergreifende Geschichten in Form von Filmen und Büchern meide wie der Teufel das Weihwasser.
Wenn man so zart besaitet ist wie ich, sollte man Das Glücksbüro am besten an einem Wochenende lesen oder im Urlaub, es sei denn man möchte gerne auf Arbeit wie ein Zombie rumrennen. Fakt ist aber: Man sollte es lesen. Wirklich. Es ist so schön! Und Fakt ist auch: Ich bin vielleicht auch ein bisschen seeehr empfindlich und vielleicht zerreißt es normalen Menschen nicht das Herz. ♥
„Glück. Liebe. Romantik.
Alles Worte, die sich wie Irrläufer entrollten und auf denen sich jeder die Schuhe abtrat, wenn sie nicht das erfüllten, was man sich erhofft hatte. Man putzte sich die Hoffnung von den Sohlen und ging mit sauberen Schuhen weiter. Alles, was blieb, war ein dreckiger Teppich, den keiner mehr wollte.“
[Andreas Izquierdo: Das Glücksbüro]