Oh man, das waren Zeiten!

Diese Floskel schießt mir eigentlich oft durch den Kopf, wenn ich so an früher denke. Ich wünschte manchmal, ich könnte nochmal zurück, nur für ein paar Stunden, und gewisse Sachen nochmal erleben. Aber die Unbeschwertheit von damals kriegste nicht zurück, deshalb wäre es nicht dasselbe.

Ich bin durch eine Blogfreundin, die über ihre erste eigene Bude geschrieben hat, auf die Idee gekommen, in meinen alten Fotos zu kramen. Zugleich waren das auch die ersten digitalen Fotos, was man vor allem bei der ersten Collage gleich unschwer erkennen kann. Urzeit-Qualität. ;D
Jedenfalls wollte ich mal meine Studentenbuden zeigen, ja, Mehrzahl, VIER insgesamt. Ich kann vom Umziehen ein Lied singen (und meine Eltern als allzeit fleißige Helfer auch, die Armen ey…) und verachte es zutiefst.

Hier hätten wir meine erste eigene Wohnung. Mit 19, nach dem Abi, begann ich im schönen Zwickau ein Studium. Ich bezog eine 1-Raum-Wohnung im Plattenbau am Stadtrand. Ich fühlte mich so erwachsen und habe es geliebt, alleine zu wohnen! Ich konnte tun und lassen was ich wollte (qualmen in der Bude z.B., das fand ich mit 19 unheimlich fetzig, weil ich zu Hause immer heimlich rauchen musste). Ich hatte oft Besuch von Freundinnen und vor allem von einer bestimmten. Die war genauso durchgeknallt wie ich und wir hatten echt’ne geile Zeit…

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Wir verstanden uns so gut, dass wir die Idee hatten, eine WG zu gründen. Die Idee kam uns erst, als wir erfuhren, dass im Studentenwohnheim eine 2er-WG frei wird, also zwei Einzelzimmer, eine Küche, ein Klo, eine Dusche. Das war mega selten zu der Zeit, es gab eigentlich nur noch freie Plätze in Doppelzimmern (Horror!). Also entschlossen wir uns, dort einzuziehen, da hatte ich gerade mal knapp ein Jahr in der Plattenbauwohnung gewohnt. Die Kosten waren natürlich im Wohnheim deutlich geringer, allerdings musste eben wieder umgezogen werden und die meisten Möbel konnte ich nicht mitnehmen und mussten bei meinen Eltern zwischengelagert werden. Zu klein, das Wohnheimzimmer. Aber trotzdem mega gemütlich, zudem mitten im Zentrum und haufenweise Party rundherum. Ich habe es geliebt, mehr als die eigene Bude vorher. Und das, obwohl meine Freundin direkt nach unserem Einzug das Studium schmiss und ich eine neue, sehr streb- und seltsame Mitbewohnerin bekam. Mit der war keine Party, aber ich hab mir andere Leute gesucht…

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Leider blieb ich auch dort nicht allzu lang drin, denn auch ich schmiss mein Studium in Zwickau. Die vielen Partys waren nicht schuld, eher die falsche Wahl, relativ typisch, direkt nachm Abi, nicht wissen was man will und kann… Mein Weg verschlug mich nach Dresden, dort begann ich ein neues Studium. Karrieretechnisch war dieses nicht die bessere Wahl und auch wenn ich zwischendrin auch in Dresden zweifelte, weil’s eben auch kein Zuckerschlecken war, war es dennoch das was mir mehr lag. Und ein Karrieremensch bin ich offenbar sowieso nicht, mir liegt meine Freizeit mehr am Herzen, und die Arbeit ist Mittel zum Zweck, um in der Freizeit machen zu können, was ich will. Jedenfalls zog ich in Dresden mit einem verrückten, liebenswerten, tollen Mädel zusammen, das ich kurz zuvor erst kennengelernt hatte. Sie ist auch heute noch eine meiner engsten Freundinnen und die Zeit mit ihr war die beste während meiner ganzen Uni-Zeit. Deshalb ist die Erinnerung an diese Wohnung auch die schönste. ♥

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Leider verschlug es sie irgendwann nach München und ich hatte noch ein paar Semester vor mir. Also ging es wieder los, Wohnung suchen, umziehen. Diesmal zog ich mit meiner Cousine zusammen. Die Wohnung war mit Abstand die schönste und bisschen erwachsener wurden wir auch, denn geraucht wurde nun nicht mehr überall, sondern nur noch in der Küche. ;D Party und das ganze Zeug lief weiter wie bisher. Das Zusammenleben unter Cousinen war trotzdem nicht die beste Idee, muss man ehrlich gestehen. Mit dem Abstand getrennter Wohnungen verstehen wir uns inzwischen wieder besser. Die Wohnung lag mir trotzdem sehr am Herzen und beim Ausziehen vergoss ich ein paar Tränen. Immerhin hatte ich hier für meine Abschlussprüfungen gebüffelt, hatte eine nette Mädelsclique an der Uni und zwei Mädels davon direkt um die Ecke. Und schließlich bedeutete der Auszug aus der Wohnung auch, mein geliebtes Dresden dauerhaft zu verlassen.

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Nach dieser Wohnung verschlug es mich erstmal wieder nach Hause zu meinen Eltern nach Brandenburg. Dort wohnte ich für ein halbes Jahr, um meine Magisterarbeit zu schreiben und damit das Studium zu beenden. Dresden ist nur 60km von meiner Heimat entfernt und so war ich schon noch öfter dort, nicht nur in der Bibliothek, auch bei Freundinnen, zum Feiern, zum dort Sein einfach. Aber das Wohnen in Dresden hatte sich einfach nicht mehr gelohnt; Miete zu zahlen nur um eine Magisterarbeit zu schreiben und wenige Male in der Bibliothek zu sein, wäre nicht besonders clever gewesen.

Als ich dann fertig war mit der Magisterarbeit und dem Studium, hatte MTM in Stuttgart schon seine Bude gekündigt und für uns eine erwachsene 3-Raum-Wohnung gefunden. Ich hatte sie nicht mal vorher gesehen, aber es gab kein Zurück mehr. Ich zog mit Sack und Pack und vorerst ohne Job mit ihm in Stuttgart zusammen. Er studierte noch, ich bewarb mich fleißig. Ich hatte mich schon von Brandenburg aus beworben, aber so schnell ging es leider nicht und so war ich 6 Monate arbeitslos und ständig am Zweifeln, ob das alles so richtig war. Zwar fand ich keinen tollen Traumjob, aber einen soliden, sicheren mit fairem Rundherum, den ich heute noch habe. Ich sage ja, Karriere und Streben nach mehr ist nicht so meins. Ich hab es immer mal wieder versucht, was anderes zu kriegen, aber es klappte nie. Und nun bin ich ja auf die Muddi-Schiene umgestiegen und froh um den sicheren Arbeitsplatz. ;)

33 Gedanken zu „Oh man, das waren Zeiten!

  1. Witzig, wie sehr wir uns ähneln :) Diese Einstellung bezüglich dem Verhältnis von Arbeit und Freizeit hatte ich auch schon immer und hätte ich studiert, dann sicherlich auch erstmal „irgendwas“ (ich hatte aber keine Lust und wollte lieber gleich Geld verdienen). Interessant finde ich auch, wie die Qualität der Wohnungen von Mal zu Mal zunimmt und jeweils immer ein bisschen mehr Wert auf Ordnung und Stil gelegt wurde :D

      • Es verändert sich eben auch das, was man in seinem Umfeld wirklich braucht und es verändert sich die eigene Meinung darüber, was andere von der eigenen Bude zu sehen kriegen sollen ;)

  2. Oh was für eine coole Idee! Da muss ich auch mal gucken gehen. Meine erste Digitalkamera habe ich auch kurz vor dem Auszug aus der ersten Wohnung (wenn man das Zimmer in Paris so nennen will) gekauft.

    • die ersten bilder sind nicht mal mit einer richtigen digitalkamera aufgenommen worden, sondern mit so einem ganz billigen webcamteil. das war SO neuland für mich, total krass fand ich das. :D

  3. da hast Du aber sehr schöne Zimmer/Wohnungen gehabt! Wenn ich an meine erste denke, die sah rückblickend furchtbar dunkel aus. Alle Möbel in dunkelbraun, Sofa dunkelbrauner Cord und eine orange/braune Tapete. Komischerweise konnte ich mich von dem Cordsofa erst ganz spät trennen, da war ich schon verheiratet und zog nach Amerika um. Also habe ich das Sofa ganze 10 Jahre gehabt. Dementsprechend sah es natürlich auch aus. Aber es war urbequem.:)

    • Och, Susanne, das liegt doch nur daran, dass du ein bisschen älter bist und dein Geschmack durch die 70er geprägt wurde. ;) Die sind ja wieder schwer im Kommen, also wenn du alles noch hast liegst du schwer im Trend.

  4. Das klingt toll. Irgendwie ein bisschen nach „mal gucken was so kommt“ und damit genau das richtige erwischt zu haben. Freut mich sehr, dass du mit einem großen Lächeln zurückblicken kannst und ebenso glücklich über das Jetzt bist. (:

  5. Ich habe erst meine zweite eigene Wohnung, aber ich liebe sie mehr als die Erste. Sie ist viel heller und hat einen Balkon mit Blick ins Grüne, den ich gerade im Sommer super gerne nutze. :)

    Es ist interessant zu sehen, wie du so gewohnt hast und welche Erinnerungen du damit verbindest. Vielen Dank für diesen Einblick.

    Was den Job angeht: Wenn das Rundherum passt, ist das schon mal die halbe Miete. Es gibt so viele unzufriedene Menschen, da ist es schön mal zu hören, wenn jemand mit dem, was er hat zufrieden ist. :)

  6. Man kann auf den Bildern wirklich erkennen, dass du älter wurdest und ich finde es irgendwie auch toll, dass ich dich etwas inspirieren konnte – kann man das so nennen? :D Auf jeden Fall ein sehr schöner Einblick und es ist toll zu lesen, dass du glücklich bist mit dem was du hast und doch nicht alles so bilderbuchmäßig verlaufen ist, du aber dennoch deine Weg gefunden hast. Und ich kann es definitiv nachvollziehen, was würde ich für einen sicheren Arbeitsplatz geben :o

  7. Toller Rückblick… danke dafür… :)
    Hatte erst eine eigene Bude und mit der war ich extrem zufrieden.
    Nun wohne ich ja schon länger mit meiner Frau zusammen ubd auch mit dieser Wohnung sind wir echt gut dabei.

    • ach, ich hab bis jetzt jede wohnung wehmütig verlassen. und nur einmal bin ich wirklich wegen unzufriedenheit ausgezogen, aber das lag an den nachbarn und war auch schon in stuggi mit mtm. :)

  8. Der Rückblick gefällt mir auch…Ich hatte zwei eigene Wohnungen…In der ersten habe ich fast zwei Jahre gewohnt,mich aber nicht wirklich wohl gefühlt…Es waren dunkle Altbauzimmer…In der zweiten habe ich,ich glaube,17 Jahre gewohnt…Eine nette Souterrain Wohnung…Dann bin ich zu meinem Partner gezogen,wo ich im Mai 12 Jahre wohne…

  9. Ich erkenn gerade auch viel von dir in mir wieder, und irgendwie find ich das richtig schön und beruhigend. Ich bin auch zig Mal umgezogen (10 Mal, inkl. dreiwöchigem Zwischenspiel in einer WG^^), hab unsere Bude hier in BaWü (auch 3 Zimmer^^) ebenfalls nicht gesehen. Einzig den sicheren Job hatte ich, und habe ich immer noch. Aber wie du bin ich nicht karrieregeil; auch wenn man mir das in mancher Hinsicht schon oft unterstellt. Meine Freizeit ist mir heilig, und wenn man sie mir wegnimmt, werd ich zum Tier. Ich arbeite, um zu leben – nicht umgekehrt.

    Ich vermiss meine erste eigene Bude manchmal ein bisschen; ein 40m² „großes“ Einzimmerapartement. Aber Hauptsache, die Küchenzeile und das Bad waren mit Marmor(!) verkleidet, und ich hatte eine Eckbadewanne *lach* Alleine wegen dieser hätte ich die Bude manchmal gerne wieder! Vor *am kopf kratz* 6 Monaten war ich mal wieder dort, zumindest vor der Türe (kann ja nicht einfach bei den jetzigen Mietern klingeln, die denken doch auch, ich habn Schaden *vogelzeig*) und ein bisschen seufzen musste ich schon. Die Zeiten kommen nicht wieder…

  10. Fetziger Bericht – boah diese Umzieherei … letztens hatten wir das auch – unsere WG Zeiten wie anstrengend das zT war, aber auch wie schön und das man das erst im nachhinein so richtig erkennt :)

  11. Mit der Zeit wird man halt immer professioneller was das Wohnen anbelangt, man lernt dazu wie man die Dinge einfacher und schneller erledigt und dafür kommen halt immer wieder neue Dinge hinzu ! Das ganze Leben ist irgendwie ein dauerhaftes Experiment, immer wieder den Kopf ausm Sand zu strecken und sich neue Sandburgen zu schaffen ;)

  12. Es stimmt, dass es nicht untypisch ist, am Anfang eines Studiums festzustellen, dass der Studiengang einem doch nicht so gut liegt wie gedacht. Meine Schwester wird ab Herbst ebenfalls an der Hochschule in Zwickau studieren und sucht schon einmal nach einer Wohnung. Die Wohnung muss nicht zwangsweise zentral liegen, sollte aber nicht zu weit entfernt und in einer Region mit einer guten Verkehrsanbindung liegen.

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