Gestern war wieder so ein goldener Herbstsamstag wie letzte Woche, dieser Oktober 2013 lässt sich echt nicht lumpen und zeigt sich von seiner besten Seite. MTM und ich wollten diesen Samstag daher gebührend würdigen, weshalb wir die Bude dreckig ungeputzt ließen und nach einem gelungenen Kohlrabieintopf raus gingen. Einen Plan hatten wir nicht, wir latschten irgendwie ein bisschen „ins Blaue“, wie wir das im Urlaub auch ganz gerne mal machen.
Als ein herumstehendes Car2Go unseren Weg kreuzte, düsten wir runter zum Unteren Schlossgarten, stellten das Autochen dort ab und liefen lange durch diese große Stuttgarter Parkanlage, bis wir im Mittleren Schlossgarten ankamen. Nach all der Sonne und den schönen bunten Farben fanden wir es nicht schlimm, uns dem mal kurz zu entziehen.
Denn unseren Weg kreuzte die neue, riesige Stuttgarter Stadtbibliothek, die sehr imposant aus einer großen Baustelle herausragt. Sie leuchtet im Dunkeln sehr farbenfroh und schon oft dachte ich mir, dass man da mal reingehen sollte. Nun war es also soweit und MTM und ich bereuten diesen kulturellen Teil unseres Ausfluges kein bisschen. Die Aufmachung des Gebäudes ist sehr interessant, alles ist supermodern und hell und freundlich und es gibt wirklich viel zu lesen/hören/sehen. Überall findet man gemütliche, ruhige Plätze und wenn man von den Büchern mal aufschaut, hat man meist eine ziemlich weitschweifende Aussicht auf Stuttgart und Umgebung. Diese Aussicht kann man auf der Dachterrasse richtig intensiv genießen, zum Beispiel auf einem der fest installierten Liegestühle. Hunger und Durst lassen sich in dem bibliotheksinternen Café „LesBar“ stillen, welches von der Caritas betrieben wird. Und das Beste: Mitten im städtischen Trubel findet man in (oder oben auf) diesem riesigen Würfel eine herrliche Ruhe, da dieser Ort der einzige in der Stadt zu sein scheint, der nicht von Menschen überlaufen ist. Das ist etwas ganz besonderes hier und ich glaube, dort wird es mich wieder mal hinziehen.
Wir zogen nach einiger Zeit weiter, am Hauptbahnhof vorbei in die Innenstadt. Leider haben wir vom „Zombiewalk“ nichts mitbekommen, später sahen wir nur Flaschen mit Kunstblut auf dem Boden herumliegen. Wir hielten uns jedoch gar nicht so weit davon entfernt auf, nämlich zunächst am Palast der Republik, einer absoluten Kult-Institution in Stuttgart. Hier kann man sich völlig ungezwungen auf ein Bierchen niederlassen, wenn Platz ist auf einem der Bänke oder Stühle, wenn nicht dann auf dem Boden. Rund um den kleinen Pavillon, dem „Palast“ ist immer was los am Wochenende. Normalos, Alternative, Junge, Ältere sitzen hier zusammen zum Relaxen, Quatschen, Rumgucken. Zum spießigen, verbohrten Ruf Stuttgarts passt das gar nicht, da sieht man mal wie hohl Vorurteile sein können. Dies ist nämlich nicht der einzige Ort in der Stadt, an dem man abends ungezwungen und locker und ohne überstylten, oberflächlichen Schickimickischeiß unterwegs sein kann.
Unseren Hunger stillten wir diesmal auch unkoventionell in einem echten schwäbischen Schnellimbiss. Für Nichtschwaben wie mich gibt’s dort auch Currywurst, ausnahmsweise. ;) Wir liefen dann ein ganzes Stück weiter zu einer sehr kleinen, kauzigen Cocktailbar, die ich schon lange mal ausprobieren wollte. Und danach weiter zum nächsten Schuppen. Gegen 10 Uhr waren wir mittlerweile sieben Stunden unterwegs und eigentlich auch sehr zufrieden mit diesem Tag. Also entschieden wir, nach Hause zu fahren statt uns die Nacht in der Stadt um die Ohren zu hauen. Es ist doch auch mal ganz angenehm, sonntags nicht zerknirscht, sondern fit zu sein!