Ausflugtag! Mitten in der Nacht (4:45 Uhr) wurden wir in unserem Hotel abgeholt, um mit 5 weiteren Touris einen Ganztagesausflug zu machen. Letztendlich waren wir 19 (!) Stunden unterwegs, weil sich unsere Ausflugziele alle im tiefsten Inland befanden und wir nur über buckelige Landstraßen dorthin gelangten. Würde übrigens ein Ausländer dort Auto fahren, wäre er vermutlich nach 5 Minuten mausetot. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was dort auf den Straßen abgeht, ich glaube das können echt nur Einheimische, die es nicht anders kennen, bewältigen. Die Straßen sind voll von Geisterfahrern (überholen trotz Gegenverkehrs), irgendeiner wird schon bremsen… Ich sag euch, eine geführte Tour im klimatisierten Bus ist dort bestimmt nicht weniger abenteuerlich als eine Rucksackreise. ;)
Unser erstes Ziel nach 4 Stunden Fahrt war das Elefantenwaisenhaus in Pinnawela. Dort werden 60 verwaiste Elefanten beherbergt, darunter einige kleine, so erklärte man uns. Die Elefanten seien gezähmt und man könne sie anfassen. Dennoch sei das Elefantenwaisenhaus ein Beitrag zum Naturschutz auf Sri Lanka. Hm. Ich empfand diesen Ort irgendwie als riesigen Touristenzirkus. Ich sah angekettete Babyelefanten, die immer wieder versuchten, der Kette am Bein zu entkommen. Umringt von Touristen, die unsensibel zugrapschten. Einmal schlug einer der Pfleger dort einem Elefanten auf den kleinen Rüssel. Und ich brach total in Tränen aus. Ich fand das alles so schrecklich, ich wäre am liebsten abgehauen. MTM versuchte, die Situation zu kitten, un zeigte mir mehrere Elefanten, die nicht angekettet und nicht von Touristen umringt waren. Auch ich berührte kurz einen dieser Elefanten (fühlt sich an wie eine Bürste), mein schlechtes Gefühl (und Gewissen) blieb aber.
Die ganzen Elefanten wurden dann freigemacht und als Herde durch das Dorf zum Fluß getrieben, hinter ihnen die Touristenmassen, die das große Elefantenbaden mitansehen wollten. Ja, es war beeindruckend, Elefanten so nah zu erleben. Aber mit Tierschutz hat das sicher nichts zu tun, auch wenn ich nichts erschreckendes mehr sehen konnte. Wiederkommen würde ich dorthin nicht.
Später machten zwei unserer Mitreisenden noch beim Elefantenreiten mit. Sowas kommt für mich nicht in Frage, weil ich erstens Schiss habe und zweitens weiß, dass das wirklich Tierquälerei ist. Auch wenn Elefanten auf Sri Lanka sogar Nutztiere von Bauern sind (wie bei uns Pferde und so), setze ich mich garantiert nicht zum Spaß auf so ein Tier, das unter Qualen dafür gezähmt wurde. Wir schauten nur zu und kamen dem Elefanten wieder ganz nah. Das Berühren habe ich mich aber nicht getraut, mein Respekt vor dem Riesen war zu groß.
Als wir diesen Ort verließen, war ich froh, dass nichts mehr mit Tieren auf dem restlichen Programm stand. Nun kamen erstmal Pflanzen dran bei unserem Besuch eines ayurvedischen Kräutergartens. Man erklärte uns alle möglichen Heilwirkungen, massierte uns und schmierte unsere Gesichter ein, gab uns Heilgetränke und verkaufte uns ayurvedische Produkte. Wohltuend war es, aber auch ein bisschen wie eine Verkaufsveranstaltung bei einer Kaffeefahrt. Naja, auch wir haben zugegriffen und überteuerte Produkte gekauft, was soll’s, man hat sich ja Mühe gegeben.
Bei unserem nächsten Stopp erlebten wir doch wieder Tiere, aber in Freiheit und deshalb viel beeindruckender (auch wenn man sie nicht berühren konnte). Wir besuchten den botanischen Garten in Peradeniya, wo z.B. eine große Anzahl an Flughunden lebt. Der Name ist Programm, denn diese Tiere sind SEHR viel größer als unsere Fledermäuschen. Wir haben viele Flughunde in den Bäumen hängen sehen, jedoch kein gutes Foto zustande gebracht. Aber es gab ja noch genug andere Motive in diesem Park…
Affen so nah und in freier Wildbahn zu erleben, war natürlich toll. Sie waren auch lieb und haben uns nicht attackiert (unsere Sonnenbrillen und Taschen hielten wir trotzdem fest, man hört ja so einiges). Übrigens hatten wir auch im Hotel zwei Affen, die in den höchsten Bäumen der Hotelanlage leben. So nahe kamen diese uns aber nie.
Der dritte Halt unserer Tour war der Zahntempel in Kandy. Dies ist der wichtigste buddhistische Tempel des Landes, in dem der linke Eckzahn des Buddha aufbewahrt wird.
Gezwungenermaßen barfuß tappten MTM und ich durch eine fremde und sehr beeindruckende Welt. Die Buddhafigur ist so ein schönes, friedliches Symbol, daran kann ich mich kaum sattsehen. Nicht nur in den Tempeln, auch überall im Land verteilt findet man kleine und große Buddha-Statuen wie diese hier.
Über 70% der Singhalesen sind Buddhisten, so auch unser Fremdenführer. Während dieser mit Herzblut über die buddhistische Religion referierte drehte ich mich langsam um die eigene Achse, um diese vielen Eindrücke aufzunehmen und mit
einheimischen Gläubigen um die Wette zu lächeln. Wisst ihr, wie oft ich von singhalesischen Frauen, die meist in Gruppen auf dem Boden saßen und die Ruhe oder auch etwas zu Essen genossen, wirklich warmherzig angelächelt wurde? Da wurde mir selbst ganz warm ums Herz.
Der nächste und letzte Programmpunkt dieses Ausfluges war eine Teeplantage. Sri Lanka hieß bis 1972 Ceylon und ist, wie sollte es anders sein, das Land, in dem der berühmte Ceylon-Tee angebaut und verarbeitet wird. Soweit ich weiß, arbeiten auf den Teeplantagen ausschließlich indische Tamilen, eine Minderheit in Sri Lanka. Die vielen Jahre des Bürgerkrieges (bis 2009) waren ja auf den ethnischen Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen zurückzuführen. Wie dem auch sei, wir wurden von einer dieser Teepflückerinnen auf der Plantage ziemlich belästigt. Mir tun die Menschen schon leid, aber man kann ja auch nicht jeder armen Seele in so einem Land Geld geben. Großzügig waren wir wirklich oft, aber eher, wenn man uns eben nicht so dreist „nachgestellt“ hat. Wir wollten so gerne ein Bild von mir „im Tee“ ;) machen, aber die Frau wich mir einfach nicht von der Seite.
Wir besichtigten danach noch die Teefabrik um die Ecke, bekamen eine Kostprobe von Tee und Palmzucker (ich mag den Tee nicht so, aber der Zucker war geil) und kauften auch noch ein bisschen ein. Dann traten wir unsere 4-stündige Heimreise an und erreichten erst nach 23 Uhr wieder unser Hotel, völlig fertig sowie im Übrigen auch ausgehungert. Gelohnt hat sich diese „Tortur“ aber allemal, so viel wie wir an diesem Tag erlebt haben…